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Kritikus


18.09.2016 Deutsche Literaturszene ... und ihre Lektorate .... xte Folge ...

Oh, hätten sie doch geschwiegen. Kritikus will den Lehrsatz der Philosophen nicht weiter ausführen. Er paßt indes allzu gut auf eine Reihe von Lektorinnen und Lektoren, die in der Sonntagszeitung der „Frankfurter Allgemeinen" ausplauderten, auf welche Weise sie die Auswahl der Texte treffen, die sie für veröffentlichungswürdig halten.

Wahrlich zum Fürchten ist das, was man da nicht selten zu lesen bekommt. Seine Zweifel an der Arbeitsweise des Personals, das maßgeblich über Erfolg oder Mißerfolg der schreibenden Zunft entscheidet, beschlichen Kritikus schon immer. Doch so schlimm, besser: so simpel hatte er es sich nun doch nicht vorgestellt. Und offenbar sind die Akteure von ihrem Tun so überzeugt und angetan, daß sie die Öffentlichkeit unbedingt an ihren Fertigkeiten und Praktiken teilhaben lassen wollten.

Grundübel: Sie verwechseln durchweg ihre eigenen literarischen Vorlieben mit den Lesewünschen und –gewohnheiten des breiten, des normalen Publikums. Wie heißt es da beispielsweise – stellvertretend für die Mehrzahl der anderen – bei Diana Stübs, immerhin bei Rowohlt auf der Gehaltsliste: „Wir alle suchen nach Texten, die eine ganz neue, mutige Sprache sprechen, dabei aber keineswegs sperrig und spröde sind. Nach lustigen und gefühlvollen Texten … Nach Autoren, die sich wirklich für Menschen interessieren. (Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, daß Empathiefähigkeit die Schlüsselqualifikation eines jeden guten Autors ist.)"

Da hält man erst mal die Luft an. Donnerwetter, darauf wären wir nicht gekommen! Den Klammersatz muß man sich besonders auf der Zunge zergehen lassen. Mehr Allgemeinplatz und Creativ-Writing-Kursus-Einmaleins geht nicht.

Der Gedanke, daß an diesen Schreibtischen über Wohl und Wehe angehender Autorinnen und Autoren – die schon etablierten sind zumeist dieser Sorgen ledig, denn sie sind dann meist in der Szene schon hinreichend bekannt – entschieden wird, versetzt einen in Angst und Schrecken. Man kennt sich untereinander in jener Szene, die Verlage, deren Lektorate, die Agenten, sogenannte „Scouts“, auch Feuilletons darunter, man korrespondiert miteinander, trifft sich, ist vernetzt, telefoniert, stimmt sich ab, was und wer geht und was nicht. Auch das wird offen an- und ausgesprochen. Naiv oder dreist? Wie immer: von allem etwas.


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