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07.11.2010 Die Lust am Bösen ..... xte Folge ...

Sie können es nicht lassen, das Goutieren am Grauen, am Bösen, am Schrecklichen. Offenbar genügen die realen Scheußlichkeiten nicht, die tagtäglich über die Medien ins Haus kommen, da benötigt man mehr noch davon. Ausgedachte, der Phantasie entsprungene Abartigkeiten, Torturen, Quälereien, die Menschen – im Gegensatz zu Tieren, die so niemals miteinander umgehen, selbst nicht mit Beutetieren – sich anzutun imstande sind.

Jüngstes Beispiel: Die ansonsten auf ihre Seriösität bedachte Wochenzeitung „Die Zeit“ nimmt sich in ihrer jüngsten Ausgabe mit einer fünfzigseitigen Beilage „Kriminal-Spezial“ des Themas an, begeistert sich in alten und neuen Büchern am fiktiven Umbringen und Massakrieren, garniert mit aussagekräftigen Bildern. Da blitzen die Messer, da drohen Pistolenläufe.

Warum das alles? Was ist so faszinierend am Entsetzen, an blutüberströmten Menschenleibern, an Schmerzensschreien, an schreckgeweiteten Augen? Ersatzverbrechen, Ersatzhandlungen, Ersatzbefriedigungen für die Dinge, die man sich selbst nicht zu tun wagt, die man aber gerne tun würde, wenn es ungesühnt bliebe? Liest man deshalb so gerne darüber und davon, um sich daran zu erregen, sich daran abzureagieren? Weil Gewalt auch immer Lust ist? Und weil das Ergötzen an Verbrechen straffrei ist? Wohliges Schaudern im Wohnzimmersessel? Für nicht wenige sogenannte Krimifans vermutlich die wahre - im wörtlichsten Sinne - Triebfeder ihrer Bücherwahl.

Folterkammern zählten schon immer zu den außerordentlich beliebten Ausflugszielen bei Burgbesichtigungen, die Hinrichtungsstätten zogen früher die Menschen wie zu Volksfesten an, Mütter trugen ihre Kinder auf dem Arm, damit sie besser sehen konnten.
Nach kurzer Eingewöhnungszeit wäre es wahrscheinlich heutzutage nicht sehr viel anders bei uns.



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