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04.04.2010 Buchhandelsketten / Deutsche Literaturszene ....xte Folge ...

Zunehmend beklagen herkömmliche Verlage die Macht der großen Buchhandelsketten, deren Augenmerk sich ausschließlich auf Umsatz und Rendite – gern als Profit verunglimpft – richte, die für die sogenannte Stapelware in den Läden und überhaupt für die ganz allgemein zu beobachtende Rückläufigkeit inländischer Titel und Autoren verantwortlich seien. Denn zumeist handelt es sich um übersetzte ausländische Autoren, die hierzulande den großen Zuspruch finden und deren Bücher sich in den Großläden in den Himmel türmen.

Recht haben sie, die Verlagsleute, und der von ihnen verteufelte Trend wird sich nicht nur fortsetzen, sondern, wenn die Zeichen nicht trügen, an Ausmaß und Geschwindigkeit noch zulegen. Und zwar nicht zuletzt durch das Gebaren genau derer, die diese Entwicklung nun lauthals bejammern.

Sie haben wohl noch nicht begriffen, daß sie selbst es sind, die durch ihre unsägliche Arroganz und Abgehobenheit ganz wesentlich dazu beitragen, daß die Literatur in Deutschland verarmt, daß sie einen von vielen als dramatisch empfundenen Qualitätsverlust erleidet, indem Verlage und Agenturen sich auf einen bestimmten Autoren-Typus und – in unseliger Allianz damit korrespondierend – über weite Strecken auf kaum noch zu unterscheidende Stilmittel und Inhalte kaprizieren. Genau sie sind es, die jene Einheitsliteratur salonfähig zu machen versuchen, genau darauf - indes vergeblich - abzielend, was sie den Buchhandelsketten vorwerfen: Umsatz um jeden Preis. Genau sie sind es, die Manuskripte nicht anfassen, nicht hineinsehen, wenn Autorin oder Autor nicht die vorgegebenen Parameter erfüllen, nicht über ein entsprechendes Beziehungsgeflecht verfügen, das für literarische Weihen als unumgänglich gilt.

Viele erfolgreiche Titel aus dem Ausland hätten auf dem deutschen Literaturmarkt keine Chance erhalten, wären sie von einem deutschen, bislang unbekannten Autor hierzulande einem Verlag, einer Agentur vorgelegt worden. Dort hätte man in der Mehrzahl der Fälle nicht einen einzigen Blick hineingeworfen.
Es gibt viele Leser in der Republik, die sich inzwischen fast ausschließlich auf ausländische Literatur konzentrieren, weil sie von den veröffentlichten deutschen Autoren nicht viel halten. Die zeitgenössische deutsche Literatur spielt in der Welt eher eine marginale Rolle; nur wenige deutsche Gegenwartsautoren werden im Ausland geschätzt. Und man darf wohl davon ausgehen, daß die Texte vieler unbekannt gebliebener, niemals veröffentlichter inländischer Autoren populär geworden wären, wenn sie unverändert unter einem bereits etablierten Autorennamen gestanden hätten. Ernstzunehmende Kritiker wissen das und geißeln es seit Jahren. Vergeblich. Die Branche ist beratungsresistent.

Die Zahl der traditionellen Buchleser nimmt unbestreitbar ab. Daß die Verkaufszahlen derzeit noch stabil sind, mitunter sogar noch zunehmen, hat andere Ursachen: diejenigen, die lesen, lesen noch mehr Bücher. Doch von unten wachsen weniger neue Leser heran, und die Verlage tun so gut wie nichts, um junge Leute ans gedruckte Buch heranzubringen. Mit der von ihnen hofierten Autorengruppe wird das auch nie und nimmer gelingen.


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