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Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats April 2010
Titel: Ich, Oliver Tate
Autor(en): Joe Dunthorne
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag (380 Seiten / € 9,85)
ISBN-Nr.: 3-499-24610-4

Schon wieder ein Adoleszenzbuch, werden viele sagen, hundertfach, nein, im Laufe der Literaturgeschichte gewiß tausendfach aufgelegt. Jeder, der halbwegs schreiben kann, versucht sich daran, auch die Großen der Zunft widerstanden häufig dem Drang nicht, brachten nicht selten dabei auch das eigene Leben, zumindest in Teilen hiervon, zu Papier.

Insofern bewegt sich Joe Dunthornes Debütroman auf ausgetretenen Pfaden, wo man eigentlich kaum mehr Neues erwartet. Es ist nicht große Literatur, was der fünfundzwanzigjährige Dunthorne, der wegen des Anfang 2009 erschienenen Buches in England groß gefeiert wurde, anbietet, jedenfalls was seinen Schreibstil angeht. Dennoch nimmt die eigenwillige, an manch andere Kurzsatzprosa erinnernde Sprache den Leser bald für sich ein. Das Schmähwort „umgangssprachlich“ ist nicht weit, auf der anderen Seite verkneift sich der Autor meist die heutzutage beinahe schon zum guten Ton gehörende Gossensprache, was an sich schon eine Besonderheit darstellt.

Der pubertierende vierzehnjährige Ich-Erzähler Oliver Tate bestreitet, wie wohl die meisten aller Heranwachsenden, den Kampf gegen den Verlust der Kindheit und schon bald, bei Einsicht dessen absoluter Vergeblichkeit, ums Abstreifen seiner Jungfräulichkeit, in der praktischen Umsetzung entscheidend von einer unerschrockenen Schulfreundin unterstützt. Er führt ein Tagebuch, in das er den ersten Liebesakt bereits vor seinem Vollzug notiert, von besagter Freundin eifersüchtig kontrolliert. Neue, phantasievolle Wörter fallen ihm ein, Knutschen benennt er um in „Oskulieren“, und die Freundin läßt ihn teilhaben an ihrem „Senkrechten Lächeln“.

Es bleibt abzuwarten, was der walisische Nachwuchsautor seinem Debütroman folgen lassen wird. Eine erste, vielversprechende Spur hat er gelegt. Zumindest fand er, nach eigenem Bekunden, noch einen guten Ratschlag für die weitere Arbeit als Romanschriftsteller, und zwar in einer Veröffentlichung des amerikanischen Dramatikers David Mamet. Die Regel sei dieselbe wie bei Partys: „Spät kommen, früh gehen.“ Wie auch immer man das verstehen mag.

Hinweis:
Vorherige "Bücher des Monats" können Sie weiterhin in unserem Archiv einsehen.




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