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Aus der Welt der Literatur



2012-10-04
Der Vorleser (Bernhard Schlink / Diogenes / ISBN 3-257-22953-0)

Mit dem Roman „Der Vorleser“ - Erstveröffentlichung 1995, übersetzt in alle gängigen Sprachen, Bestseller auch in den USA, verfilmt, Lehr- bzw. Lernstoff an Schulen, mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht - errang Bernhard Schlink Weltruhm.

Die Botschaft des Buches, übermittelt durch die Figur einer ehemaligen KZ-Aufseherin, die nach dem Krieg zufällig einem halbwüchsigem Jungen begegnet und mit ihm für einen Sommer lang eine ungewöhnliche, sexuell überlagerte Beziehung aufnimmt: Das Böse kommt oft banal daher, es schließt gleichwohl das normale, das übliche, gemeinhin humane Verhalten bei anderer Gelegenheit, aus anderem Anlaß offenbar so gut wie niemals aus. Diese Erkenntnis ist gewiß nicht neu, und dennoch überrascht sie wieder, macht schaudern bei der Betrachtung solcherart deformierter menschlicher Natur. Ein Buch, ein Werk, das seinen Platz in der Weltliteratur behaupten wird.

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Textauszug:

Warum macht es mich so traurig, wenn ich an damals denke? Ist es die Sehnsucht nach vergangenem Glück - und glücklich war ich in den nächsten Wochen, in denen ich wirklich wie blöd gearbeitet und die Klasse geschafft habe und wir uns geliebt haben, als zähle sonst nichts auf der Welt. Ist es das Wissen, was danach kam und daß danach nur ans Licht kam, was schon da war?

Warum? Warum wird uns, was schön war, im Rückblick dadurch brüchig, daß es häßliche Wahrheiten verbarg? Warum vergällt es die Erinnerung an glückliche Ehejahre, wenn sich herausstellt, daß der andere die ganzen Jahre einen Geliebten hatte? Weil man in einer solchen Lage nicht glücklich sein kann? Aber man war glücklich! Manchmal hält die Erinnerung dem Glück schon dann die Treue nicht, wenn das Ende schmerzlich war. Weil Glück nur stimmt, wenn es ewig hält? Weil schmerzlich nur enden kann, was schmerzlich gewesen ist, unbewußt und unerkannt? Aber was ist unbewußter und unerkannter Schmerz?





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