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Aus der Welt der Literatur



2012-01-30
Lust und Qual / Johann Wolfgang Goethe (Sämtliche Werke / Band 2 / Deutscher Klassiker Verlag / ISBN 3-618-60220-0)

Eines der weniger populären Gedichte Goethes; keines von denen, deren Verse selbst jene, die noch Gedichte in der Schule lernten, sofort mit seinem Namen verbinden. Denn für den Unterricht war und ist es nicht sehr geeignet, jedenfalls nicht für die unteren Klassen, strotzt es doch nur so vor Erotik von der ersten bis zur letzten Zeile. In gesetzten Worten zwar, in genialer Goethe-Prosa eben, doch – wie auch bei manch anderer Lyrik aus seiner Feder – unübersehbar hingebungsvoll dem Eros huldigend.

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Lust und Qual
Johann Wolfgang Goethe


Knabe saß ich, Fischerknabe,
Auf dem schwarzen Fels im Meer,
Und, bereitend falsche Gabe,
Sang ich lauschend rings umher.
Angel schwebte lockend nieder;
Gleich ein Fischlein streift und schnappt,
Schadenfrohe Schelmenlieder –
Und das Fischlein war ertappt.

Ach! am Ufer, durch die Fluren,
Ins Geklüfte tief zum Hain,
Folgt´ ich einer Sohle Spuren,
Und die Hirtin war allein.
Blicke sinken, Worte stocken! –
Wie ein Taschenmesser schnappt
Faßte sie mich in die Locken
Und das Bübchen war ertappt.

Weiß doch Gott mit welchem Hirten
Sie auf´s neue sich ergeht!
Muß ich in das Meer mich gürten,
Wie es sauset, wie es weht.
Wenn mich oft im Netze jammert
Das Gewimmel groß und klein;
Immer möcht´ ich noch umklammert
Noch von ihren Armen sein!







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