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Aus der Welt der Literatur



2010-07-18
Das berühmte Gefühl (Mascha Kaléko / 'Verse für Zeitgenossen' / Rowohlt Verlag / ISBN 3-499-14659-2 )

Mascha Kaléko wurde als Kind jüdischer Eltern am 7. Juni 1907 in einem kleinen Ort in Galizien (heutiges Polen) geboren, kam noch in ihrer Kindheit nach Deutschland, wo sie hauptsächlich in Berlin lebte und arbeitete. Nahezu zwangsläufig blieb sie von den Nationalsozialisten nicht unbehelligt, die 1937 ihre Gedichte auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ setzten. 1938 emigrierte sie in die USA, kehrte erstmals 1956 nach Deutschland zurück. 1960 siedelte sie nach Israel über, wo ihr literarisches Schaffen, ihre Lyrik keine Anerkennung fanden. Überall war sie einsam, überall eine Fremde. Sie starb im Januar 1975 in Zürich, wurde 67 Jahre alt. Ihr einziges Kind, ihren ebenfalls künstlerisch ambitionierten Sohn, verlor sie 1968, seinen Vater, ihren zweiten Mann, ein Jahr vor ihrem eigenen Tod.
Manche Kritiker warfen ihr einst vor, in einer zu einfachen, zu alltäglichen Sprache zu schreiben. Doch genau darin liegt wohl der eigenartige Charme ihrer Lyrik begründet, deshalb war sie so populär – und ist es bis auf den heutigen Tag geblieben.


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Das berühmte Gefühl (Mascha Kaléko)

Als ich zum ersten Male starb,
– Ich weiß noch, wie es war.
Ich starb so ganz für mich und still,
Das war zu Hamburg, im April,
Und ich war achtzehn Jahr.

Und als ich starb zum zweiten Mal,
Das Sterben tat so weh.
Gar wenig hinterließ ich dir:
Mein klopfend Herz vor deiner Tür,
Die Fußspur rot im Schnee.

Doch als ich starb zum dritten Mal,
Da schmerzte es nicht sehr.
So altvertraut wie Bett und Brot
Und Kleid und Schuh war mir der Tod.
Nun sterbe ich nicht mehr.






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