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Aus der Welt der Literatur



2008-12-02
Offene Augen (Walter Helmut Fritz / Hoffmann & Campe / ISBN / 3-455-40083-0)

Unvorbereitet vermag der Text so zu überrollen, daß sich das Herz verkrampft. Alle wissen um den Tod, und er ist endgültig, auch das meinen viele zu wissen. Doch diese Einsicht ist so unglaublich, so unfaßlich, daß wiederum das Endgültige nicht wahr zu werden beginnt, Hoffnung wieder zu keimen sich anschickt. Abholen, tausendfach, Anruf, bin gleich dort. Und dann keiner mehr. Und dann doch noch einer, im Traum. Im Traum? Doch abholen? Ganz wirklich? Aber wo? Wo?

Walter Helmut Fritz (geb. 1929) zählt seit langem zu den feinfühligsten, ausdrucksstärksten Lyrikern in Deutschland, seine Poesie der leisen, unaufgeregten Worte sucht noch immer ihresgleichen. Fritz erhielt zahlreiche Ehrungen, so u. a. den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Weltweit wird er zu Lesungen eingeladen und hält Vorträge, setzt sich ein für unbekannte Autoren. Unauffällig, zurückhaltend, still.

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Aber wo?

Heute nacht – sagte er –
rief mich im Traum
zum erstenmal
seit ihrem Tod
mit leiser Stimme
meine Frau an
und fragte, ob ich sie
nicht abholen könne –
aber wo?




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