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Aus der Welt der Literatur



2008-05-28
Sommer (Ilse Kleberger)

Ilse Kleberger wurde 1921 in Potsdam geboren, verbrachte die wesentlichste Zeit ihres Lebens in und um Berlin, wo sie 2012 starb. Ursprünglich wollte sie Journalistin werden, doch angesichts der politischen Verhältnisse, die ihr keine befriedigende Arbeit versprachen, entschloß sie sich zum Medizinstudium, promovierte 1950. Schon in frühen Jahren betätigte sie sich literarisch, verfaßte Biographien über Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, wie z. B. Käthe Kollwitz, Albert Schweitzer und Ernst Barlach. Doch vorwiegend schrieb sie Kinder- und Jugendbücher, die Millionenauflagen erreichten, in viele Sprachen übersetzt wurden und noch immer nachgefragt werden.
Eines ihrer schönsten Gedichte überschrieb sie „Sommer“, das Kinderaugen leuchten läßt und die Älteren binnen Sekunden in jene Wunderwelt zurückversetzt, als die Hitze eines Sommertags ihr Glück bestimmte.

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Sommer (Ilse Kleberger)


Weißt du, wie der Sommer riecht?
Nach Birnen und nach Nelken,
nach Äpfeln und Vergißmeinnicht,
die in der Sonne welken,
nach heißem Sand und kühlem See
und nassen Badehosen,
nach Wasserball und Sonnenkrem,
nach Straßenstaub und Rosen.

Weißt du, wie der Sommer schmeckt?
Nach gelben Aprikosen
und Walderdbeeren, halb versteckt
zwischen Gras und Moosen,
nach Himbeereis, Vanilleeis
und Eis aus Schokolade,
nach Sauerklee vom Wiesenrand
und Brauselimonade.

Weißt du, wie der Sommer klingt?
Nach einer Flötenweise,
die durch die Mittagsstille dringt,
ein Vogel zwitschert leise,
dumpf fällt ein Apfel in das Gras,
der Wind rauscht in den Bäumen,
ein Kind lacht hell, dann schweigt es schnell
und möchte lieber träumen.




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