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27.08.2012 Literarisches Schreiben lernen ... in der Werkstatt?

Man muß nicht unbedingt ein Bewunderer von Rainald Goetz samt seiner Extrovertiertheit und gelegentlichen kleineren und größeren Mätzchen sein, um ihm nach- drücklich beizupflichten in der Angelegenheit, der er sich anläßlich seiner Gastvorlesung an der FU Berlin annahm. Um Literatur ging es da, namentlich um das Thema "Literarische Werkstatt für Nachwuchsschrift- steller". Und da lief Goetz, noch dazu angestachelt durch unbedarfte, naive Fragesteller, zu großer Form auf und ließ einen Großteil seiner Zuhörer konsterniert und ratlos zurück.

Literatur, so Goetz, sei kein Handwerk, man könne es nicht wie ein Handwerk lernen, schlechte Texte seien nicht verbesserungsfähig, literarische Texte entstünden nicht in einer Werkstatt, auch gebe es keine Nachwuchsschrift- steller, das sei auch einer jener falschen Begriffe, entweder man könne schreiben oder eben nicht. Und dann, ziemlich am Ende seiner Vorlesung, sagte er etwas Wichtiges, wenn nicht das Wichtigste in seinem Vortrag überhaupt: Sein Seminar sei zuallererst eine Übung im Lesen, im Lesen fertiger Texte, das Lesen anderer Texte, das Studium der Texte anderer Autoren. Lesen schlechthin, „dauernd, ununterbrochen, natürlich alles.“ Des eigenen Sprachgefühls willen, das sich ständig verändere, das ständig im Werden sei. Literarisches Lesen sei hierzu der Schlüssel, es sei unerläßlich.

Kritikus mag sich täuschen, doch seine eigenen Gespräche mit angehenden Schriftstellern ließen in ihm das ungute Gefühl reifen, daß die meisten von ihnen sich vorrangig mit sich selbst beschäftigen, auf ihre eigenen Texte fixiert sind und andere Literatur, von wem auch immer, eher als störend, gar als Konkurrenz empfinden. Dementsprechend fällt das aus, was sie selbst zu Papier bringen und für literarisch halten. Nicht immer, aber oft genug.


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