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26.10.2009 Grass ........ xte Folge..

Günter Grass stimmte nicht in die Jubelgesänge nach der Verleihung des Literaturnobelpreises an Herta Müller mit ein, gab sich, gemessen an seiner sonstigen Redseligkeit, sehr wortkarg. Er verhehlte nicht, daß er lieber Amos Oz als Preisträger gesehen hätte. Aber die Jury habe nun mal so entschieden. „Und die werden Gründe gehabt haben“, entfuhr es ihm in einem Interview.

Gewiß, lieber Günter Grass, hat die Jury hierfür Gründe gehabt, und zwar nicht die schlechtesten. Ebenso wie die Jury vor zehn Jahren nicht die schlechtesten Gründe gefunden hätte, ihm den Preis nicht zuzusprechen, wären die würdigen Herren damals schon über seine Waffen-SS-Zugehörigkeit unterrichtet gewesen, die er jahrzehntelang der Öffentlichkeit unterschlug und sich derweil als Chefankläger anderer tatsächlich oder vermeintlich Verstrickter in Sachen NS-Vergangenheit betätigte.

Warum dieses Mißfallen an der Ehrung der Kollegin? Nun, dafür gibt es, zumindest aus Grass´Sicht, ebenfalls nicht die schlechtesten Gründe. Herta Müller warf ihrem eigenen Vater zeitlebens dessen Waffen-SS-Mitgliedschaft vor, sprach darüber öffentlich, unter anderem 2006 anläßlich des ihr verliehenen „Walter-Hasenclever-Literaturpreises“ in Aachen: „Mit siebzehn freiwillig in der Waffen-SS gewesen zu sein, das werfe ich ihm vor. Wie könnte ich es ihm nicht vorwerfen? Ich meine, mit siebzehn ist man schon ziemlich erwachsen. Ich selbst stand mit siebzehn auch vor der Entscheidung, ob ich mich mit dem Regime arrangiere, und ich habe es nicht getan, um nicht den gleichen Fehler zu machen wir er.“

So etwas hört Grass natürlich nicht gerne, erinnert es doch mächtig an seine eigene Vergangenheit. Diese entsprechend gebrandmarkt zu haben, wirft er noch heute den - Original-Ton Grass - „Pressefritzen“ vor.


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