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01.06.2009 Entzauberung?

Judith Hermanns neuer Erzählband „Alice“ fällt mehrheitlich bei der Kritik durch, mitunter harsch und deftig. Selbst ursprüngliche Hermann-Enthusiasten zeigen sich – seit „Nichts als Gespenster“, ihrem zweiten Buch, sind nunmehr sechs Jahre ins Land gegangen – ernüchtert, schreiben sich mitunter ihre Enttäuschung in Verrissen vom Leib.

Dabei tun sie der Autorin im Grunde unrecht, denn sie hat nie anders geschrieben, ist ihrer Linie treugeblieben. Doch oft ist es so, daß sich allein in der Wahrnehmung des Betrachters, des Zuhörers, des Lesers das Objekt der Aufmerksamkeit verändert – durch Zeitablauf, Trendverschiebungen, Geschmackswechsel –, obwohl es selbst keinerlei oder kaum Änderungen erfuhr.

Vielleicht ist aber auch nur die (deutsche) „Fräuleinwunder-Literatur“ an ihrem Ende angelangt, die sich, in nur marginal zu unterscheidenden Varianten und vom literarischen Ausland bis auf wenige Ausnahmen nicht sonderlich ernstgenommen, im Laufe der letzten Jahre zwischen viel zuvielen Buchdeckeln wiederfand.
Lakonie ist gewiß eine mögliche Ausdrucksform und Tristesse ohne Zweifel eine anzutreffende Gemütsverfassung. Allerdings besteht das Leben nicht ausschließlich aus diesen Dingen, und erst recht will nicht jeder in jedem Satz davon auch lesen.



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