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01.11.2007 Deutsche Literaturszene......... xte Folge......

Man mußte Iris Bahr nicht unbedingt vorher schon kennen. Zumindest nicht in Deutschland. Doch das könnte sich nun ändern. Trat sie bislang mehr als Komikerin und Schauspielerin in den USA in Erscheinung, so hat sie nun auch ein Buch geschrieben, ihr erstes, das jetzt in deutscher Fassung vorliegt. Ihr genaues Alter ist nicht einfach herauszufinden, doch es dürfte sich innerhalb der für den deutschen Literaturbetrieb höchst interessanten Parameter „weiblich, studiert, Alter plus/minus 30“ befinden.

Der Titel weist die Richtung, und die Autorin macht kaum den Versuch, den autobiographischen Hintergrund des Buches zu verwischen. Es geht um Sex, eigentlich im wesentlichen nur um Sex. Um ihren Sex. Auch um ihre sexuellen, bisweilen, nun ja, ausgefallenen Praktiken und Vorlieben. Und detailliert läßt sie den geneigten Leser daran teilhaben. Da ist die Rede von Früchten, Bananen, Gurken, von Fäkalien. Und immer wieder von ihrem Hintern, den sie – einer muß es gezählt haben – wohl an die achtzig Mal erwähnt und der „klein“, „süß“, „knackig“, „großartig“ sei. Weiterhin darf man aus ihrer Feder kleinste Einzelheiten darüber erfahren, wie es ist, sich mit einem Wasserstrahl Scheide und After zu säubern und wie genau ihr Stuhl aussieht. Im Interview mit dem Feuilleton einer großen Sonntagszeitung erklärte sie frank und frei, daß Exkremente und Sex immer noch eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielten. Und eine Art Swinger-Club habe sie auch schon besucht.

Es mag sein, daß Schreiben freimacht, daß Schreiben befreit, ja, ganz sicher kann es das bewirken. Doch vielleicht birgt das Niederschreiben sexistischer Texte für den Autor, die Autorin noch ganz andere Möglichkeiten, von denen der gemeine Leser bislang noch nichts ahnte. Sexuelle Stimulans, verbales Masturbieren beispielsweise, orgastische Erregung, zu Papier gebrachter Exhibitionismus. Darauf spekulierend, daß sich Verlage finden, die solcherart Gedankengut drucken. Und voyeuristisch veranlagte Leser, die sich an dieser Art Literatur auf ihre Weise erregen und befriedigen.

In überwältigender Mehrheit findet das Buch gute Kritiken. Sie ähneln – ein häufig zu beobachtendes Phänomen – einander oft sehr. Bewundern gleich zu Beginn zwei oder drei des Kaisers neue Kleider, stimmt der Rest rasch mit ein.

p.s.: Inzwischen ist Iris Bahr in der Republik auf Vorlesetour, darunter durchaus namhafte Adressen.

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„Moomlatz“
oder wie ich versuchte, in Asien meine Unschuld zu verlieren
(Iris Bahr / Verlag Frederking & Thaler / ISBN 978-3-89405-699-5)





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