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12.10.2006 Bücher-Zensur?

Vor Büchern wird gewarnt? Nicht allgemein, sondern vor bestimmten Titeln? Und das öffentlich, in einer Sendung der ARD? Wenn inzwischen alle Hoffnungen von Heidenreich-Enttäuschten sich verzweifelt auf „Wickerts Bücher“ zu konzentrieren begannen, so mußten diese – nach der halbwegs gelungenen Auftaktsendung mit Grass – nun wohl zu Grabe getragen werden.

Bei seiner zweiten Sendung, mit der Frankfurter Buchmesse als Kulisse, hatte Wickert drei Autoren zu Gast. Dabei war es nicht einmal wichtig, wer das war, denn Wickert hätte wohl jedem die ihm offensichtlich eminent wichtig erscheinende Frage gestellt, vor welchem Buch der Befragte die Zuhörer und Zuschauer – und nur darum konnte es bei einer Fernsehsendung gehen – warnen möchte.

Das ist – gelinde gesagt – ein Skandal. Wir reden nicht über pornographische, rassistische oder gewaltverherrlichende Bücher, sondern über Belletristik, über Prosa, über Lyrik und ab und zu vielleicht über ein Sachbuch. Man mag noch hinnehmen, daß Wickert und Kollegen des Literaturbetriebs höchst subjektiv Bücher loben, deren Verkaufszahlen in die Höhe treiben und andere, aus welchen Gründen auch immer, nicht einmal in die Hand nehmen. Doch „Warnungen“ vor Büchern öffentlich-rechtlich aussprechen zu lassen, hat eine andere Qualität. Denn damit wird nicht nur der Titel, sondern zugleich auch der Autor im literarischen Sinne herabgewürdigt und unmöglich gemacht.

Eine negative Kritik literarischer Arbeiten – so subjektiv sie auch sein mag – gehört zweifelsfrei zum erlaubten Instrumentarium einer offenen Gesellschaft, nicht jedoch gehören dazu „Warnungen“, die Böses, die Gefährliches, die Schädliches suggerieren und deren Begleiterscheinung den literarischen Ruin des Autoren bedeuten kann.


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