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Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats Juli 2010
Titel: Glanz und Schatten / Truman Capote und Harper Lee – eine Freundschaft
Autor(en): Alexandra Lavizzari
Verlag: Edition Ebersbach, Berlin (178 S., € 16,80)
ISBN-Nr.: 978-3938740903

Biographien, ob aus fremder Feder stammend oder – kritischer noch – vom Betroffenen selbst verfaßt, sind nicht in jedem Falle der ungetrübte Lesegenuß, sicherlich zuallererst abhängig davon, um wessen Leben es geht.

Bei Truman Capote (30.9.1924 – 25.8.1984) und Harper Lee (geb. 28.4.1926) ist das Risiko des Reinfalls für den Leser weniger groß, erst recht dann, wenn, wie im vorliegenden Fall, beider Vita gemeinsam betrachtet wird, dazu von außen und nicht durch den noch lebenden Teil des amerikanischen Literaturpaares des vergangenen Jahrhunderts. Und dieses verkörpern Nelle Harper Lee und Truman Capote unzweifelhaft wie kaum ein zweites. Schillernde Personen, jeder auf seine Weise, seit früher Kindheit miteinander bekannt und vertraut, noch oder schon in einer Zeit, als sie gemeinsam ins Baumhaus kletterten. Auch wenn diese gemeinsamen Kindertage nur zwei Jahre währten, verloren sie sich danach nicht mehr aus den Augen. Schon damals begann ihre gemeinsame Bindung und Verbindung zur Literatur, tippten sie zusammen auf einer uralten Schreibmaschine erste Geschichten, starteten sie erste Schreibversuche.

Harper Lee verfaßte nur einen einzigen Roman, und alles sieht danach aus, als ob er auch der einzige bliebe: „Wer die Nachtigall stört“ („To Kill a Mockingbird“). Das Buch erschien 1960 und erlangte Weltruhm, wurde verfilmt, mit zahlreichen Preisen versehen, gilt noch heute als meistgelesener Roman in den USA. Nie wollten Stimmen schweigen, die Truman Capote als den heimlichen Autor des Werks auszumachen glaubten, nicht zuletzt gestützt durch den Umstand, daß Harper Lee seit ihrem phänomenalen Erfolg, der quasi über Nacht entstand, anschließend nichts Erwähnenswertes mehr publizierte. Sie begründete ihre literarische Abstinenz damit, daß sie ewig an ihrem Erstling gemessen werden würde und sich außerstande sehe, Vergleichbares je wieder zu Papier zu bringen.

Die Meinungen über Capotes Anteil an „To Kill a Mockingbird“ gehen auseinander. Er, der literarisch ungleich Aktivere und alles in allem auch Erfolgreichere, hielt sich, soweit den Gerüchten zu folgen ist, zwar mit Äußerungen dazu zurück, doch das eine oder andere Wort soll ihm doch entschlüpft sein, das auf seine wie auch immer geartete Unterstützung Lees bei der Erstellung des Buches hinweisen sollte.
Harper Lee ihrerseits, und das ist unstrittig, ging Capote auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin bei den langen und umfangreichen Recherchen zu seinem Welterfolg „Kaltblütig“ („In Cold Blood“) hilfreich zur Hand, wobei er ihren Anteil im Nachhinein herunterspielte und alles in allem wohl eifersüchtig auf den auf einem einzigen Buch beruhenden Ruhm seiner Kindheitsfreundin war. Eine Affäre als Mann und Frau hatte die beiden zu keiner Zeit, denn Capote war homosexuell.

Auch das vorliegende Buch kann nicht alle Rätsel der damaligen Ereignisse auflösen. Harper Lee wird wohl die kleinen und großen Geheimnisse, die sie in sich trägt, dereinst mit ins Grab nehmen. Doch manchmal kann es auch tröstlich sein, nicht alles und jedes genau zu wissen. Oftmals vermag dasjenige mehr zu faszinieren, was sich im Nebel von Legenden und Überlieferungen verbirgt, läßt es uns doch am Ende die Möglichkeit, allerlei Mutmaßungen anzustellen, wie es wohl hätte gewesen sein können.



Hinweis:
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