Die faszinierende Welt des Wortes
Aus der Welt der Literatur
Top-Ten der Belletristik
Buch des Monats
Kontakt
Links
Kritikus
In eigener Sache
Login



Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats November 2004
Titel: Das Herz ist ein einsamer Jäger
Autor(en): Carson McCullers
Verlag: Diogenes Verlag, Zürich
ISBN-Nr.: 3-257-20143-5

Vergeblich sucht man in diesem Buch nach den literarischen Versatzstücken, den so häufig - in überschaubaren Variationen - erwartungsgemäßen uniformen Handlungsmustern und Figuren der geläufigen Romane. Erzählen, eher beiläufig als angestrengt, ist wohl die wahre Kunst des Romanschreibens; dies um so mehr, wenn es ohne gängige dramatische Aufgeregtheiten und aufgesetzte Wichtigkeit oder eitle Kurzsatzprosa daherkommt. Carson McCullers ist das meisterhaft in ihrem Erstlingswerk gelungen, das bereits 1940 erschien. Das Milieu einer Stadt irgendwo im amerikanischen Süden, das eher bedeutungslose Dasein einer Handvoll Menschen dort, deren Lebenslinien sich meist zufällig, doch nicht minder zwanghaft miteinander verbinden: McCullers führt den Leser unprätentiös in die Hinterhöfe, in die dunklen Nebenstraßen und endlich auch ins Herz dieser Menschen. Die Sätze sind, für sich genommen, einfach strukturiert und verströmen doch den leisen, nicht erklärbaren Zauber, der Literatur vom Schreiben unterscheidet. Ein Taubstummer zieht in der Begebenheit, die McCullers niederschreibt, die Menschen in seinen Bann, läßt sie seine Nähe suchen, in der sie ihm von ihren Bedrängnissen, von ihren Sehnsüchten und Nöten berichten. Bei ihm, der nicht sprechen, nicht hören kann, von ihren Lippen liest, fühlen sie sich verstanden. Die Tragik seiner eigenen Lebensumstände bleibt ihnen verborgen. Bis zu einem einzigen Tag.
McCullers starb 1967 im Alter von 50 Jahren. Bereits mit 23 Jahren, als sie den vorliegenden Roman zu Papier brachte, erlitt sie einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte.

Hinweis:
Vorherige "Bücher des Monats" können Sie weiterhin in unserem Archiv einsehen.




Impressum