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Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats Juli 2015
Titel: Ein ganzes Leben
Autor(en): Robert Seethaler
Verlag: Hanser (155 Seiten / € 17,90)
ISBN-Nr.: 3-446-24645-4

So ganz erschließt sich nicht beim erste Lesen, warum dieser grundsolide ins Werk gesetzte Roman (seit Juli 2014 auf dem Markt) derart erfolgreich wurde und immer noch weiter stark nachgefragt wird, inzwischen wohl bei der 13. Auflage angekommen ist, der Autor weiterhin ununterbrochen auf Lesereise durch die Lande tourt und überschwenglich intonierte Rezensionen einheimst. Beim näheren Hinsehen, spätestens beim zweiten Lesen weiß man, warum das so ist. Das Buch lebt einerseits ganz wesentlich von der Sprache, so gar nicht im von interessierter Seite hofierten Lakoniestil gehalten, keine Stammelsatzprosa, keine gedrechselten Wortkaskaden, kein Anbiedern an die "So-schreibt-man-heute" - Schreiberei. Und andererseits – mindesten ebenso wichtig – keine Selbstbespiegelung, keine Texterei von Dingen, um die jeder weiß und die jeder kennt und trotzdem die Gegenwartsliteratur bis zum Überdruß anfüllen. Offensichtlich gibt es immer noch eine außerordentlich große Leserschaft, die den Literatur-Junkies und ihren Protegierern nicht folgen will.

Auf nur 155 Seiten erzählt der Autor titelgerecht ein Menschenleben, das von Andreas Egger, als Romanfigur erfunden, doch unbedingt realistisch in die Zeit passend, in der das Ganze sich zuträgt (spätes neunzehntes Jahrhundert bis Ende der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts). Egger ist Waise, ein einfacher Mann, der sich aufs körperliche Arbeiten versteht, für anderes nicht geeignet. Sein Schicksal in und bei einem Dorf in den Bergen steht symptomatisch für gewiß unzählige andere Lebensläufe zu damaliger Zeit. Alles andere als begütert, ohne familiäre Bande, früh vereinsamt, weil die einzige Frau, die ihm, dem seit Kindertagen Hinkenden, zugetan ist, in einer Lawine umkommt. In Hitlers Krieg zieht er freiwillig, ohne Enthusiasmus, ohne Heldenehrgeiz, spontan, weil ihm an einem Tag nichts Besseres zu tun einfällt.

So im Grunde undramatisch, im guten wie im schlechten Sinne, können Leben verlaufen, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Und über das Leben von Andreas Egger, zum Beispiel, berichtet Robert Seethaler.

Seethaler, 1966 in Wien geboren, ist durchaus kein - die Metapher sei erlaubt - unbeschriebenes Blatt, veröffentlichte bereits einige Romane, auch Drehbücher, dazu noch ausgebildeter Schauspieler mit TV-, Film- und Bühnenengagements.



Hinweis:
Vorherige "Bücher des Monats" können Sie weiterhin in unserem Archiv einsehen.




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