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Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats August 2012
Titel: Winesburg, Ohio
Autor(en): Sherwood Anderson
Verlag: Manesse Verlag (304 Seiten / € 21,95)
ISBN-Nr.: 978-3717522683

In Deutschland wurde Sherwood Anderson (1876 - 1941) erst spät, so richtig erst nach seinem Tod, einem interessierten Publikum bekannt, als erste deutsche Übersetzungen seines Werkes erschienen. Dabei bediente er das gesamte literarische Spektrum, schrieb Romane, Novellen, Erzählungen, brachte Lyrik, Essays und auch ein paar Theaterstücke heraus. Seine bekannteste Arbeit ist wohl der Erzählband „Winesburg, Ohio“, den er 1919 publizierte und der es insbesondere in den USA zum Klassiker brachte.

Da Anderson verklausuliert, doch unübersehbar die 1800-Seelen-Gemeinde Clyde nahe beim Eriesee zum Ort seiner Erzählungen machte, in der er aufwuchs und er das Leben dort um die Zeit, als Amerika an der Schwelle zur Industrialisierung stand, unverblümt und schonungslos schilderte, löste er eine nicht unbeträchtliche Empörung aus. Unwillkürlich fühlt man sich an Hermann Burgers „Schilten“ erinnert. Das Buch wurde nicht zuletzt als unmoralisch angefeindet, was in jener Epoche rasch geschehen konnte, sobald ein Autor streng tabuisierte Dinge ans Licht der Öffentlichkeit beförderte. Dabei leben Andersons Geschichten, die weiter nichts sind als seinerzeitigen amerikanischen Lebensumständen entnommen, eher vom Unspektakulären, vom Unscheinbaren, vom Verbergen, so, wie es eben zumeist im Leben zugeht, sie beziehen ihre Faszination mehr aus der kargen, nüchternen Erzählweise, wie sie typisch ist für Anderson. Und wie es auch typisch ist für sein handelndes Personal, das sich anderen nur schwer mitteilt, zuweilen mehr mit sich selbst spricht, weil es sich nicht mitteilen will oder kann.

Vor kurzem sind gleich zwei neue deutschsprachige Übersetzungen herausgekommen, und beide sind lesenswert, so unterschiedlich sie auch ausgefallen sein mögen. Der Rezensent empfiehlt indes diejenige aus dem Manesse Verlag, auch und gerade wegen des nicht weniger lesenswerten Nachworts von Daniel Kehlmann.

Hinweis:
Vorherige "Bücher des Monats" können Sie weiterhin in unserem Archiv einsehen.




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