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Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats Juni 2011
Titel: Das Narrenschiff
Autor(en): Katherine Anne Porter
Verlag: Manesse (699 Seiten / € 26,95)
ISBN-Nr.: 3-7175-2220-1

Als der Roman 1962 erschien, wurde er rasch weltberühmt und machte als Bestseller von sich reden, während er in Deutschland eher wenig Beachtung fand. Katherine Anne Porter (* 15. Mai 1890 in Texas / + 18. September 1980 in Maryland), die mit richtigem Namen Callie Russel Porter hieß, schrieb nur diesen einen Roman, debütierte mit Erzählungen, einem Genre, dem sie während ihrer Schaffensphase mit zahlreichen Veröffentlichungen stets verbunden blieb. 1966 wurde sie mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Sie brachte es auf insgesamt fünf Ehen. Auf dem Friedhof ihrer Geburtsstadt Indian Creek wurde ihre Urne neben dem Grab ihrer Mutter beigesetzt. 2006 ehrten die USA sie mit der Herausgabe einer Briefmarke. In ihrem ehemaligen Wohnhaus in Texas wurde inzwischen ein Museum eingerichtet, das ihren Namen trägt.

Bei ihrem voluminösen Romanwerk, an dem sie jahrelang arbeitete, ließ sich Porter von Thomas Manns „Zauberberg“ inspirieren, schildert die Zustände und die Atmosphäre auf einem Dampfer („Vera“), der 1931 die Fahrt von Veracruz nach Bremerhaven antritt. Menschen unterschiedlichster Nationen treffen aufeinander, bilden einen Schmelztiegel mit brisanten Ingredienzien, als da sind Alter, Herkunft, Geschlecht, Status, Nationalität, sozusagen das gesamte Spektrum menschlicher Eigenschaften und Wesensarten. In der Mehrzahl handelt es sich um unzufriedene, gescheiterte, gestrandete Menschen, die für die Dauer der Überfahrt zur Zwangsgemeinschaft verurteilt sind und sich auf dem begrenzten Raum des Schiffes kaum ausweichen können. Es ist nicht so sehr eine politische Botschaft, die sich durch Porters Geschichte zieht, obwohl dafür unter den Reisenden ausreichend geeignetes Personal zur Verfügung stünde. Unübersehbar geht es der Autorin eher um das Aufzeigen menschlicher Unzulänglichkeit bei der Gestaltung eines erträglichen Zusammenlebens, eines gedeihlichen Miteinanders.

Natürlich erzählt Porter anders, als man es inzwischen in den Schreibschulen lehrt, wobei noch dahinsteht, was letztlich die lesenswertere, die eindrucksvollere Weise darstellt, ist ausgeprägt adjektivisch unterwegs, ein Umstand, der literarische Fakultäten heutzutage abwertend die Augenbrauen hochziehen ließe.

Dankenswerterweise liegt nun eine deutschsprachige Neuausgabe des Manesse-Verlags vor (September 2010); für die Übersetzung zeichnet Susanne Rademacher verantwortlich. Im Nachwort des Buches ist zu lesen, daß es nur wenige große Gesellschaftsromane gebe, die von Frauen geschrieben wurden. „Das Narrenschiff“ (Ship of Fools) sei eines dieser Bücher. 1965 nahm sich der Film des Buches an; zu den Darstellern zählten unter anderem Heinz Rühmann und Vivien Leigh.


Hinweis:
Vorherige "Bücher des Monats" können Sie weiterhin in unserem Archiv einsehen.




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